Das Baby ist meins by Oyinkan Braithwaite

Das Baby ist meins by Oyinkan Braithwaite

Autor:Oyinkan Braithwaite
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Aufbau digital
veröffentlicht: 2020-12-15T00:00:00+00:00


16

Ich öffnete die Augen. Irgendetwas stimmte nicht.

Remi war da, sein Brustkorb hob und senkte sich. Er war in Sicherheit. Aber jemand war bei uns im Zimmer gewesen. Ich war mir ziemlich sicher, dass irgendjemand auf uns hinabgeblickt hatte. Der Schatten dieser Person war in meine Träume gekrochen. Aber als ich die Augen öffnete, war sie verschwunden.

Ich schaltete das Licht an und sah mich im Zimmer um. Mein Laptop stand noch immer neben meinem Telefon auf dem kleinen Schreibtisch, meine Tasche lag offen auf dem Fußboden und quoll über vor Kleidungsstücken, meine Schuhe standen ordentlich aufgereiht an der Wand. Womöglich war eine der Frauen hereingekommen, um nach dem Baby zu sehen. Selbst wenn ich die Tür hätte abschließen wollen, wäre es nicht möglich gewesen – ich selbst hatte sie am Abend zuvor kaputt gemacht. Nun ließ sie sich sogar kaum noch richtig schließen. Allerdings war nichts durcheinandergebracht worden. Ich entspannte mich langsam – vielleicht hatte ich es ja doch nur geträumt.

Ein Schrei ertönte. Schon wieder. Es klang nach Aunty Bidemi. Ich überlegte kurz, Remi mitzunehmen, um herauszufinden, was los war, aber damit riskierte ich, ihn aufzuwecken. Ich klopfte die Kissen neben ihm zurecht und ging aus dem Zimmer. Aunty Bidemi stand im Flur zwischen Esszimmer und Wohnzimmer. Sie hatte aufgehört zu schreien, aber schon auf die Entfernung konnte ich erkennen, dass sie zitterte.

»Was ist passiert?«

Sie zeigte auf die Wand. Über die gesamte blauweiße Tapete gingen ungleichmäßige dunkelrote Streifen, wie mit der Hand verschmiert. Es sah aus wie Blut, es roch wie Blut. Mir wurde schwindelig.

»Das Mädchen ist eine Hexe«, zischte sie. Sie kam auf mich zu und klammerte sich an mein Unterhemd, aber ich drückte sie weg und ließ den Kopf zwischen die Knie hängen, um ein paar tiefe, beruhigende Atemzüge zu nehmen. Ich konnte nicht gut Blut sehen.

»Was sollen wir jetzt tun?«, flüsterte Aunty Bidemi. »Ich fühle mich nicht sicher.«

Genau in diesem Augenblick ging der Strom aus. Wir standen erneut in völliger Dunkelheit, ohne Kerzen oder Lampen. »Bleib hier«, wies ich Aunty Bidemi an. Ich wankte den Flur hinunter, noch immer wackelig auf den Beinen, die Hände gegen die Wand gepresst, um mich in der Dunkelheit zu orientieren. Ich musste zurück zu Remi gelangen.

Als ich die Tür erreicht hatte, konnte ich gerade so Esohes Umrisse neben meinem Bett ausmachen. Sie hatte mir den Rücken zugewandt.

»Was machst du hier?« Sie drehte sich langsam zu mir um. Sie hielt das Baby auf dem Arm. Ich konnte ihr Gesicht nicht erkennen.

»Ich habe den ganzen Lärm gehört und bin gekommen, um nach Omoregbe zu sehen.«

»Gib ihn mir.«

»Beruhige dich. Ich wollte nur – «

»Ich habe gesagt, gib ihn mir, sofort.«

Sie zögerte, übergab ihn dann jedoch an mich. Sie wäre auch nicht an mir vorbeigekommen, da mein Körper den gesamten Türrahmen ausfüllte.

»Was hast du für ein Problem? Ich wollte nur sichergehen, dass es ihm gut geht.«

»Du bist krank. Du bist ein vollkommen kranker Mensch. Und ich will dich nicht noch einmal in seiner Nähe sehen.«

»Fängst du jetzt schon wieder von dem Hühnchen an?«

»Geh zurück in dein Zimmer.



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